Die Maschine wäscht bei Sonnenschein

ABB Ladenburg 11.10.2011: Rund 3600 Kilometer neue Strom - Leitungsnetze werden bis 2015 in Deutschland notwendig. In Europa müssen im gleichen Zeitraum für den Ausbau der Netze Investitionen in Höhe von etwa 25 Milliarden Euro erfolgen. Dafür muss man auch die Akzeptanz der Bevölkerung gewinnen", skizzierte Peter Terwiesch, Vorstandsvorsitzender von ABB Deutschland gestern im ABB - Forschungszentrum in Ladenburg die Situation, in der sich insbesondere Deutschland nach dem geplanten Ausstieg aus der Atomenergie wiederfindet. In diesem Jahr waren es nicht die industriellen ABB - Roboter, die in Ladenburg im Mittelpunkt standen, sondern die drängenden, Probleme unserer zukünftigen Energieversorgung.
Dabei wird der Ausbau der Stromnetze aus mehreren Gründen große Bedeutung haben. Der Strom wird über weitere Distanzen hinweg transportiert werden müssen. Man denke an das gigantische Solar-Projekt Desertec, das den Transport des Solarstroms aus der Sahara nach Mitteleuropa erforderlich machen wird.
Geografisch große Stromnetze können auch Stromüberschüsse und Stromdefizite leichter ausgleichen. Wenn der Wind in Norddeutschland nicht bläst und dort kein Strom erzeugt wird, so bläst er ja vielleicht gerade anderswo und erzeugt dort mehr elektrischen Strom als dort benötigt wird. Bei ABB verfügt man über eine 50-jährige Erfahrung mit HGÜ - Netzen, wie Christoph Winterhalter, Leiter des ABB - Forschungszentrums in Ladenburg betont. Ladenburg ist eines von weltweit sieben Forschungszentren des ABB - Konzerns. Dort sind rund 100 Mitarbeiter beschäftigt.
Mit der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) gelingt es ABB zum Beispiel in China den durchschnittlichen Stromverbrauch der gesamten Schweiz innerhalb einer einzigen Leitung über 2000 Kilometer Distanz mit nur sieben Prozent Leistungsverlust zu transportieren, wie Terwiesch beispielhaft darlegt.
Doch HGÜ ist nur eine Facette des notwendigen Umbaus, glaubt man bei ABB. Schließlich unterliegt ein intelligentes Stromnetz der Zukunft einem grundsätzlichen Paradigmenwechsel. Bisher war es so, dass die Erzeugerseite auf den schwankenden Stromverbrauch reagiert hat. In Zukunft muss dagegen die Verbraucherseite mit Hilfe intelligenter Stromabnehmer auf das schwankende Stromangebot reagieren, das mit Hilfe der dezentralen erneuerbaren Energien gerade bereitgestellt wird. Zum Beispiel-, dass die Waschmaschine nur dann wäscht, wenn draußen die Sonne scheint.
Quelle: Harald Berlinghof, RNZ 12.10.11

Eingestellt am 12.10.2011 von B.Birr
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